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Die am Donnerstag, 25. Januar, in Hannover vorgestellte Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche ist laut Bischof Thomas Adomeit ein sehr wichtiger Schritt im entschlossenen Einsatz der evangelischen Kirchen gegen sexualisierte Gewalt. „Die Studie hält uns den Spiegel vor“, sagte der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg.
Dass es in kirchlichen Kontexten zu sexualisierter Gewalt gekommen sei, mache ihn „sehr betroffen und sogar wütend. Nicht nur deswegen, weil Vertrauen missbraucht wurde, sondern auch, weil die Betroffenen oft ein Leben lang an den Folgen leiden“, so Adomeit.
Bedürfnisse und Interessen der Betroffenen stehen im Fokus
Die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Kirche, die Hilfe für die Betroffenen und die Präventionsmaßnahmen würden in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg sehr ernst genommen, betonte Bischof Adomeit. Entschlossen und sorgfältig gegen sexualisierte Gewalt vorzugehen, ergebe sich aus dem christlichen Auftrag. „Dabei verfolgen wir als oldenburgische Kirche eine Null-Toleranz-Strategie im Blick auf sexualisierte Gewalt. Die Bedürfnisse und Interessen der Betroffenen stehen bei uns im Fokus.“
Die unabhängige wissenschaftliche ForuM-Studie bilde eine neue systematische Grundlage für die institutionelle Aufarbeitung. „Sie hilft uns dabei – auch und gerade für die Prävention von sexualisierter Gewalt, in Zukunft Zusammenhänge noch besser zu verstehen und Risiken zu minimieren. Insofern werden wir die Ergebnisse der Studie auf allen Ebenen der EKD-Gliedkirchen und in unserer Kirche sorgfältig studieren und ganz praktisch für unsere Präventionsarbeit auswerten und entsprechend umsetzen, insbesondere mit Blick auf bestehende systemische und strukturelle Faktoren sowie Gefährdungs- und Tatkonstellationen“, so Adomeit.
Im Rahmen des Aktenscreenings von Disziplinar- und Personalakten wurden von der oldenburgische Kirche 18 Beschuldigte und 25 bis 30 Betroffene sexualisierter Gewalt, die zum Tatzeitpunkt minderjährig waren, in den Jahren 1946 bis Ende 2020 ermittelt und an den Forschungsverbund ForuM gemeldet. Diese Daten sind in die ForuM-Studie eingeflossen. „Jede beschuldigte Person und vor allem jede betroffene Person ist für uns eine zu viel. Ich möchte allen Betroffenen mein Mitgefühl aussprechen im Bewusstsein dessen, was sie erlitten haben und sie aufrichtig um Entschuldigung bitten.“
Bereits im Mai 2010 hatte der Oberkirchenrat bekräftigt, dass es bei sexualisierter Gewalt durch Mitarbeitende im Raum der oldenburgischen Kirche keinerlei Toleranz gebe. Seit Dezember 2021 ist ein entsprechendes Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in Kraft. „Schutzkonzepte und Sensibilisierungen für dieses Thema sind verbunden mit der Hoffnung, dass sexualisierte Gewalt bei uns keinen Ort mehr hat“, so Adomeit.
Im Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt ist unter anderem die Meldepflicht kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter enthalten sowie die Verpflichtung aller Einrichtungen und Kirchengemeinden der oldenburgischen Kirchen, jeweils vor Ort ein Schutzkonzept zu entwickeln und in die täglichen Abläufe zu implementieren. Dieser Verpflichtung müssen alle Einrichtungen und Kirchengemeinden der oldenburgischen Kirche bis spätestens Ende 2025 nachkommen.
Studie des Forschungsverbundes ForuM
Der Forschungsverbund „ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“ unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Wazlawik hat am Donnerstag, 25. Januar, in Hannover die Ergebnisse der Aufarbeitungsstudie an die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, übergeben. Die von der EKD und ihren Landeskirchen 2018 initiierte und mit 3,6 Millionen Euro unterstützte Studie hat erstmals sexualisierte Gewalt systematisch und wissenschaftlich für den gesamten Bereich der evangelischen Kirche und Diakonie untersucht. Besonderes Augenmerk lag auf den systematischen Faktoren und Risikostrukturen für sexualisierte Gewalt speziell in der evangelischen Kirche und Diakonie. Begleitet wurde das unabhängige Forschungsprojekt von einem Verbundbeirat der aus externen Wissenschaftler*innen, Betroffenen von sexualisierter Gewalt und kirchlichen Beauftragten besteht.
Hinweise:
Die Ergebnisse der Studie können unter www.forum-studie.de abgerufen werden. Weitere Informationen zur Studie unter www.ekd.de/forumstudie
Betroffene von sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche und der Diakonie können sich an die „Zentrale Anlaufstelle.help“ sowie an die landeskirchlichen Ansprechpersonen für Betroffene sexualisierter Gewalt wenden.
Ansprechperson der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
Gina Beushausen, Ansprechperson für Menschen, die sexualisierte Gewalt innerhalb der oldenburgischen Kirche erfahren haben
Telefon: 0441 7701-133
E-Mail: gina.beushausen@ kirche-oldenburg.de
Meldestelle der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
Oberkirchenrat Udo Heinen
E-Mail: meldestelle@ kirche-oldenburg.de
Weitere Ansprechpersonen für Betroffene sexualisierter Gewalt:
www.Anlaufstelle.help
www.ekd.de/Ansprechpartner-fuer-Missbrauchsopfer-23994.htm
Das bundesweite Hilfe-Portal/Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch ist ein Angebot der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs:
https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/hilfe-telefon / 0800 22 55 530
Rund um die Uhr kann man sich ratsuchend und in Krisen an die TelefonSeelsorge wenden:
Per Telefon: 0800 / 111 0 111, 0800 / 111 0 222 oder 116 123
Per Mail und Chat: www.telefonseelsorge.de
Weitere Informationen zu den Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt unter:
www.ekd.de/missbrauch
www.hinschauen-helfen-handeln.de
Inhaltlich verantwortlich für die hier angezeigten Meldungen ist die Pressestelle der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Bei Hinweisen und Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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